Ebenbichler, Gerold R. et al.: Twelve-year follow-up of a randomized controlled trial of comprehensive physiotherapy following disc herniation operation

Massage

Durchführung

Die Durchführung der zugrundeliegenden Studie ist in „Physiotherapy-Based Rehabilitation Following Disc Herniation Operation. Results of a Randomized Clinical Trial” von Celal B. Erdogmus et al.1Spine (Phila Pa 1976). 2007 Sep 1;32(19):2041-9, https://journals.lww.com/spinejournal/Abstract/2007/09010/Physiotherapy_Based_Rehabilitation_Following_Disc.3.aspx (Zugriff 14.02.2018). beschrieben (siehe http://www.gruene-masseurinnen.at/index.php/info-pool/studien/244-erdogmus-celal-b-physiotherapy-based-rehabilitation-following-disc-herniation-operation).2Zugriff 14.02.2018. Die vorliegende Studie ist die langfristige Nachbeobachtung von Patient*innen, die im Rahmen der ursprünglichen Studie postoperativ3Die Patient*innen der Studie hatten eine präoperative Anamnese der Symptome von weniger als sechs Monaten und erhielten eine Standard-Laminektomie und entweder eine Diskotomie oder eine Mikrodiskotomie. entweder eine vollständige Physiotherapie4Unter dem nachfolgend immer wieder verwendeten Begriff „vollständige Physiotherapie“ sind die in der nachfolgenden Fußnote (15) angeführten Interventionen der Physiotherapiegruppe gemeint – im Unterschied zu der ebenfalls in Fußnote 15 angeführten „minimalen physiotherapeutischen Intervention“, die alle Patient*innen gleich nach der Operation erhielten., eine Massage des Nackens (Scheinbehandlung) oder keine Behandlung (Kontrollgruppe) erhalten haben.5In der ursprünglichen Studie hatten die Patient*innen, die der Physiotherapie zugeteilt wurden, 20 Behandlungssitzungen eines umfassenden Physiotherapieprogramms über einen Zeitraum von 12 Wochen erhalten, mit maßgeschneiderten Anweisungen des*der betreuenden Arzt*in, die den Therapieverlauf einmal wöchentlich mit dem*der behandelnden Physiotherapeut*in besprach. Jede*r Patient*in wurde während der gesamten Studie nur von einem*einer Physiotherapeut*in nach schriftlicher Vorschrift behandelt. Jede Behandlungssitzung dauerte 30 Minuten. Die Patient*innen wurden danach angewiesen, sich an einem Heimtrainingsprogramm zu beteiligen, und wurden von ihrem*ihrer Physiotherapeut*ien dazu ermutigt, regelmäßig Heimtraining zu praktizieren.
Die Patient*nnen der Scheinbehandlungsgruppe erhielten 20 Sitzungen Nackenmassage von 30 Minuten Dauer, wobei jede*r Patient*in in Rückenlage auf einer Massageliege lag und der Kopf des*der Patient*in auf den Knien des*der Therapeut*in lag. Weitere Therapien waren nicht vorgesehen.
Die Kontrollgruppe bildeten Patient*innen, die in den ersten drei Monaten nach der Operation „abwarten“ sollten und für die keine besondere Behandlung geplant war (sie hätten jedoch jede Art von Behandlung erhalten können, die ihr*e Hausärzt*in für angemessen oder notwendig hielt).
Vor der Einschreibung in die ursprüngliche Studie hatten die Patient*innen aller drei Gruppen eine postoperative „minimale physiotherapeutische Intervention“ erhalten, um die Teilnehmer*innen für eine frühere physiotherapeutische Erfahrung zu homogenisieren und die potentielle Enttäuschung von Patient*innen in der Wartegruppe zu minimieren, die keine besondere weitere Behandlung erhalten. Unmittelbar nach der Operation hatten alle Patient*innen eine Informationsbroschüre erhalten, die sich mit den Ursachen des Bandscheibenvorfalls, Operationstechniken, postoperativen Prognosen und Aktivitäten zur Förderung der Genesung und Vorbeugung von Rückfällen befasste. Alle Patient*innen wurden ermutigt, nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zweimal täglich weiter zu trainieren.
 Alle diese Patient*innen wurden (soweit möglich) zur Langzeitnachuntersuchung in die Ambulanz der Abteilung für Physikalische Medizin & Rehabilitation der Medizinischen Universität Wien eingeladen.

Die Daten der Nachbeobachtung wurden (so ident wie möglich mit der ursprünglichen Studie) von Student*innen und Ärzt*innen durchgeführt, die nicht wussten, in welcher Interventionsgruppe die Patient*innen ursprüglich waren.

Das primäre Ergebnismaß war die Veränderung der Bewertungen auf der Low Back Pain Rating Scale (LBP-RS) zwischen dem früheren Ausgangswert und der aktuellen Untersuchung. Die sekundären Outcome-Maßnahmen beinhalteten die Bewertung der Gesamtzufriedenheit der Teilnehmer*innen mit dem Behandlungsergebnis (auf einer Fünf-Punkte-Likert-Skala bewertet) und Variablen im Zusammenhang mit der Nutzung von Gesundheitsressourcen aufgrund von Rückenschmerzen und der Notwendigkeit der Reoperation eines Bandscheibenvorfalls sowie der Beck Depression Inventory Score (BDIS).6Alle Bewertungen, mit Ausnahme des BDIS, wurden auch in der ursprünglichen Studie verwendet.

Studienteilnehmer*innen

Von den 111 Teilnehmer*innen der ursprünglichen Studie, die an dieser bis zum Ende teilnahmen, gingen 46 (38%) für das Follow-up nach 12 Jahren „verloren“: Von 25 Patient*innen (21%) waren die Kontaktdaten nicht verfügbar, 3 Patient*innen (3%) waren bereits verstorben und 14 Patient*innen waren nicht bereit, an der Nachuntersuchung teilzunehmen.

Die begrenzte Anzahl an Patient*innen, die in die Langzeitbeobachtung einbezogen wurde (67%), war damait vor allem auf unzulängliche Kontaktdaten zwölf Jahre nach der Operation zurückzuführen.7Die Autor*innen haben sowohl die Krankenhaus-Adressbücher als auch die öffentlichen Bevölkerungsregister überprüft, die entsprechenden Telefongesellschaften konsultiert und das Internet nach Adressen und Telefonnummern durchsucht. Trotz aller Bemühungen blieben sie jedoch erfolglos bei der Identifizierung der aktuellen Adressdaten von 25 der 111 Patient*innen, die sich für die Aufnahme in das 12-Jahres-Follow-up qualifiziert hatten. Da die Hauptergebnisvariablen für diejenigen Patient*innen, die nicht zur Langzeitbeobachtung erschienen sind, mit denen der Studie vergleichbar waren, gehen die Autor*innen dennoch davon aus, dass die Ergebnisse nicht übermäßig verzerrt sind und eine zufriedenstellende Gültigkeit aufweisen.

Ergebnisse

Zwölf Jahre nach dem ursprünglichen Interventionszeitraum war der LBP-RS-Summenwert der Teilnehmer*innen, die während der Interventionsphase physiotherapeutisch behandelt wurden, signifikant besser als in der unbehandelten Gruppe. Ebenfalls besser (klinisch relevant), allerdings nicht statistisch signifikant, war der Unterschied zwischen der Scheinbehandlungs- und der Kontrollgruppe (ohne Behandlung). Die Unterschiede zwischen der Physiotherapie- und der Scheintherapiegruppe waren hingegen nur gering.8Auch die Sekundäranalyse bestätigte dieses Ergebnis. Generell waren die mittleren LBP-RS-Werte in der Kontrollgruppe niedriger als in beiden Interventionsgruppen.

Zwischen dem Ausgangswert und dem 12-Jahres-Follow-up konnten in allen drei Gruppen signifikante Verbesserungen der LBP-RS-Summenwerte beobachtet werden, und die Verbesserungen, die sich schon bei der 1,5-jährigen Nachbeobachtung gezeigt haben, blieben auch in der langfristigen Nachbeobachtung stabil.

In der Langzeitbeobachtung wurde der LBP-RS-Summenwert bei 38% der Patient*innen, die eine Physiotherapie erhalten hatten, bei 36% der Patient*innen, die eine Scheintherapie erhalten hatten, und bei 17% der unbehandelten Patient*innen als „normal“ gewertet. Diese Prozentsätze unterschieden sich statistisch nicht signifikant. Insgesamt 21% der Teilnehmer*innen, die eine Krankengymnastik erhalten hatten, 73% der Teilnehmer*innen, die eine Scheinbehandlung erhalten hatten, und 52% der ehemals unbehandelten Teilnehmer berichteten über weit verbreitete Rücken- und/oder Beinschmerzen von über 30% des Maximums auf einer visuellen Analogskala. Auch hier erreichten diese Unterschiede, so die Autor*innen, nicht die Bedeutungsebene.

In der Bewertung der allgemeinen Zufriedenheit (Fünf-Punkte-Likert-Skala) fanden sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen.

Zwölf Jahre nach dem Ende der Behandlungen traten acht Teilnehmer*innen der Physiotherapie, acht Teilnehmer*innen der Scheinbehandlungs- und acht Teilnehmer*innen der Kontrollgruppe in den Ruhestand. Von diesen Personen gingen vier Teilnehmer*innen der Kontrollgruppe in den Vorruhestand, drei aus der Physiotherapiegruppe und eine aus der Scheintherapiegruppe. Weitere sechs Teilnehmer*innen (zwei aus der Kontroll-, eine aus der Scheinbehandlungs- und drei aus der Physiotherapiegruppe) beantragten den Vorruhestand, waren aber zum Zeitpunkt der Untersuchung noch nicht in den Ruhestand getreten.

Mehr Teilnehmer*innen der Physiotherapiegruppe klagten über Episoden von Rückenschmerzen und suchten eine Behandlung für ihre Beschwerden, als Teilnehmer*innen der Kontroll- und Scheintherapiegruppe. Acht der insgesamt 74 Patient*innen mussten sich einer weiteren Bandscheibenoperation unterziehen.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
  • 2
    Zugriff 14.02.2018.
  • 3
    Die Patient*innen der Studie hatten eine präoperative Anamnese der Symptome von weniger als sechs Monaten und erhielten eine Standard-Laminektomie und entweder eine Diskotomie oder eine Mikrodiskotomie.
  • 4
    Unter dem nachfolgend immer wieder verwendeten Begriff „vollständige Physiotherapie“ sind die in der nachfolgenden Fußnote (15) angeführten Interventionen der Physiotherapiegruppe gemeint – im Unterschied zu der ebenfalls in Fußnote 15 angeführten „minimalen physiotherapeutischen Intervention“, die alle Patient*innen gleich nach der Operation erhielten.
  • 5
    In der ursprünglichen Studie hatten die Patient*innen, die der Physiotherapie zugeteilt wurden, 20 Behandlungssitzungen eines umfassenden Physiotherapieprogramms über einen Zeitraum von 12 Wochen erhalten, mit maßgeschneiderten Anweisungen des*der betreuenden Arzt*in, die den Therapieverlauf einmal wöchentlich mit dem*der behandelnden Physiotherapeut*in besprach. Jede*r Patient*in wurde während der gesamten Studie nur von einem*einer Physiotherapeut*in nach schriftlicher Vorschrift behandelt. Jede Behandlungssitzung dauerte 30 Minuten. Die Patient*innen wurden danach angewiesen, sich an einem Heimtrainingsprogramm zu beteiligen, und wurden von ihrem*ihrer Physiotherapeut*ien dazu ermutigt, regelmäßig Heimtraining zu praktizieren.
    Die Patient*nnen der Scheinbehandlungsgruppe erhielten 20 Sitzungen Nackenmassage von 30 Minuten Dauer, wobei jede*r Patient*in in Rückenlage auf einer Massageliege lag und der Kopf des*der Patient*in auf den Knien des*der Therapeut*in lag. Weitere Therapien waren nicht vorgesehen.
    Die Kontrollgruppe bildeten Patient*innen, die in den ersten drei Monaten nach der Operation „abwarten“ sollten und für die keine besondere Behandlung geplant war (sie hätten jedoch jede Art von Behandlung erhalten können, die ihr*e Hausärzt*in für angemessen oder notwendig hielt).
    Vor der Einschreibung in die ursprüngliche Studie hatten die Patient*innen aller drei Gruppen eine postoperative „minimale physiotherapeutische Intervention“ erhalten, um die Teilnehmer*innen für eine frühere physiotherapeutische Erfahrung zu homogenisieren und die potentielle Enttäuschung von Patient*innen in der Wartegruppe zu minimieren, die keine besondere weitere Behandlung erhalten. Unmittelbar nach der Operation hatten alle Patient*innen eine Informationsbroschüre erhalten, die sich mit den Ursachen des Bandscheibenvorfalls, Operationstechniken, postoperativen Prognosen und Aktivitäten zur Förderung der Genesung und Vorbeugung von Rückfällen befasste. Alle Patient*innen wurden ermutigt, nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zweimal täglich weiter zu trainieren.
  • 6
    Alle Bewertungen, mit Ausnahme des BDIS, wurden auch in der ursprünglichen Studie verwendet.
  • 7
    Die Autor*innen haben sowohl die Krankenhaus-Adressbücher als auch die öffentlichen Bevölkerungsregister überprüft, die entsprechenden Telefongesellschaften konsultiert und das Internet nach Adressen und Telefonnummern durchsucht. Trotz aller Bemühungen blieben sie jedoch erfolglos bei der Identifizierung der aktuellen Adressdaten von 25 der 111 Patient*innen, die sich für die Aufnahme in das 12-Jahres-Follow-up qualifiziert hatten.
  • 8
    Auch die Sekundäranalyse bestätigte dieses Ergebnis.

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