Hintergrund zum NQR-Zuordnungsansuchen der Shiatsu-Ausbildung des ÖDS

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Seit Oktober 2023 ist Massage, genauer gesagt: die Befähigungsprüfung zu Massage, auf NQR-Stufe 6 klassifiziert. Shiatsu, wie auch Tuina, Ayurveda und Jamche Kunye als ganzheitlich in sich geschlossene Systeme sind davon nicht betroffen, weshalb sich der Österreichische Dachverband für Shiatsu für Shiatsu seit nunmehr vier Jahren um eine NQR-Klassifizierung (ebenfalls) auf Stufe 6 bemüht.

Doch zunächst zu den Grundlagen und Hintergründen, dann zu den bisherigen Schwierigkeiten, das angestrebte Ziel zu erreichen und schließlich zum nächsten „Anlauf“ im Jänner 2024…

Die gesetzlichen Grundlagen zur gewerblichen Ausübung von Shiatsu

Mit der Massage-Verordnung vom 28. Jänner 20031Verordnung des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die Zugangsvoraussetzungen für das reglementierte Gewerbe der Massage; geltende Fassung. erhielt Shiatsu mit 650 Ausbildungsstunden während einer Dauer von drei Jahren und dem Nachweis von mindestens 150 protokollierten Shiatsu-Sitzungen ein gesetzlich geregeltes Berufsbild.

Shiatsu war nun kein Teilgewerbe mehr und damit auch keine Massagetechnik, die von Vollgewerbe-Masseur*innen ohne spezifische Ausbildung ausgeübt werden kann, vielmehr ein „ganzheitlich in sich geschlossenes System“.2Wer Shiatsu gewerblich ausüben will, muss (seit dem 28. Jänner 2003) – auch dann, wenn er*sie über das Vollgewerbe Massage verfügt – die Ausbildungskriterien der Massage-Verordnung erfüllen.

Wenngleich die Ausbildung seither ein definiertes Ausbildungsprofil aufweist, ist gesetzlich allerdings keine Prüfung vorgesehen. Der Österreichische Dachverband für Shiatsu (ÖDS), dessen Curriculum Pate stand für das Ausbildungsprofil der Massage-Verordnung, schließt diese „Lücke“, denn eines seiner Ziele ist die Qualitätssicherung der Shiatsu-Ausbildungen durch ein klar reglementiertes Prüfungssystem, das bei erfolgreichem Abschluss die Qualitätsmarke „shiatsu practitioner“ („Dachverbands-Diplom“) vergibt.3Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hielt dazu 2004 fest, dass Ausbildungen ohne geregelte Prüfungen nicht dem gewerblichen Standard entsprechen und führte ergänzend aus, dass es deshalb „als richtig anzusehen [sei], dass bei Vorliegen von Ausbildungen ohne entsprechende Qualitätskontrolle eine Prüfung unter Einbindung des Dachverbandes für Shiatsu stattfindet„.
Entsprechend wird die Bestätigung des Ausbildungsprofils gemäß der Massage-Verordnung durch den ÖDS österreichweit von den Gewerbebehörden als Grundlage für die Ausstellung der Gewerbeberechtigung für Shiatsu angenommen.

ÖDS-Anpassungen des Curriculums

Gegenüber den später in die Massage-Verordnung aufgenommenen ganzheitlich in sich geschlossenen Systemen (Tuina An Mo Praktik (775 Stunden) und Ayurveda Wohlfühlpraktik (765 Stunden), 2009; Tibetische Jamche Kunye Praktik (785 Stunden), 2013) fehlen Shiatsu mit 650 Stunden allerdings vor allem die Unterrichtsfächer Pathologie, Dokumentation & Ethik sowie Recht.

Da es im Vorfeld der Etablierung von Tuina und Ayurveda als ganzheitlich in sich geschlossene Systeme schwerwiegende Bedenken aus dem Gesundheitsbereich über das Fehlen von Kenntnissen in (westlicher) Pathologie im Shiatsu-Curriculum gab4Kritisiert wurde eine damit einhergehende potentielle Gefährdung von Kund*innen., wurden 2011 vom ÖDS 50 Stunden Pathologie verpflichtend ins Curriculum für das Dachverbands-Diplom aufgenommen. Später kamen zudem Ausbildungsstunden in Ethik und Recht sowie in Unternehmerischen Grundlagen dazu, so dass sich die dachverbandskonforme Ausbildung zunehmend von den gewerblichen Anforderungen nicht nur in Aspekten des Qualitätsmanagements (z.B. Qualifikationen für Unterrichtende und Ausbildungsinstitute5„Zertifizierte Schulen“ (oder „ÖDS-Schulen“) sind Ausbildungsinstitute, die bestimmte Auflagen erfüllen: sowohl in Hinblick auf das Curriculum und auf entsprechend qualifizierte unterrichtende Personen als auch in Hinblick auf interne Regulierungen, wie z.B. Ethik und Konfliktmanagement., Prüfungsregelungen, Abschlussarbeit etc.), sondern auch in den Unterrichtsstunden und -inhalten unterschied.6Das Ausbildungsprofil der Massage-Verordnung für Shiatsu blieb seit 2003 zwar unverändert, doch die vom ÖDS eingeführten Ergänzungen bringen zusätzliche Sicherheit für Kund*innen und erhöhen die Professionalität der Shiatsu-Praktiker*innen.
Das bedeutet: Nach ÖDS-Standard ausgebildete und geprüfte Shiatsu-Praktizierende sind höher qualifiziert als Absolvent*innen, die ausschließlich das Ausbildungsprofil der Massage-Verordnung erfüllen.

Shiatsu ist eine nicht-formale Ausbildung

Als im Oktober 2023 (gemeinsam mit weiteren 30 Befähigungsprüfungen) Massage auf NQR-Stufe 6 qalifiziert wurde, war Shiatsu (wie auch Tuina, Ayurveda und Jamche Kunje) nicht mit dabei, da es für die ganzheitlich in sich geschlossenen Systeme keine staatliche Abschlussprüfung gibt, d.h. keinen formalen Abschluss. Wenngleich das Ausbildungsprofil für Shiatsu gesetzlich festgehalten und dessen Erfüllung für die Erteilung eine auf Shiatsu eingeschränkten Gewerbeberechtigung erforderlich ist, handelt es sich damit bei Shiatsu um eine – in Hinblick auf die NQR-Klassifizierung7Informationen zum nationalen und europäischen Qualifikationsrahmen: Grundlagen NQR & EQR, Was bewertet der NQR?, Qualifikationsstufen des NQR, NQR: Ziele und Erwartungen (WKO) Broschüre der Europäischen Kommission. – non-formale8Non-formal bedeutet nicht staatlich geregelt. Ausbildung.

Weil es sich bei Shiatsu um eine nicht-formale Ausbildung handelt (und es seitens des Wirtschaftsministeriums dem Vernehmen nach keine Bestrebungen gibt, die ganzheitlich in sich geschlossenen Systeme in formale Ausbildungen/Abschlüsse umzuwandeln), hat der Österreichische Dachverband für Shiatsu schon 2019 als „nicht-formaler Qualifikationsanbieter“ beschlossen, diese „Lücke“ zu schließen und ein Ansuchen um NQR-Stufe 6 zu entwickeln und einzureichen.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Verordnung des Bundesministers für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft über die Zugangsvoraussetzungen für das reglementierte Gewerbe der Massage; geltende Fassung.
  • 2
    Wer Shiatsu gewerblich ausüben will, muss (seit dem 28. Jänner 2003) – auch dann, wenn er*sie über das Vollgewerbe Massage verfügt – die Ausbildungskriterien der Massage-Verordnung erfüllen.
  • 3
    Das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hielt dazu 2004 fest, dass Ausbildungen ohne geregelte Prüfungen nicht dem gewerblichen Standard entsprechen und führte ergänzend aus, dass es deshalb „als richtig anzusehen [sei], dass bei Vorliegen von Ausbildungen ohne entsprechende Qualitätskontrolle eine Prüfung unter Einbindung des Dachverbandes für Shiatsu stattfindet„.
    Entsprechend wird die Bestätigung des Ausbildungsprofils gemäß der Massage-Verordnung durch den ÖDS österreichweit von den Gewerbebehörden als Grundlage für die Ausstellung der Gewerbeberechtigung für Shiatsu angenommen.
  • 4
    Kritisiert wurde eine damit einhergehende potentielle Gefährdung von Kund*innen.
  • 5
    „Zertifizierte Schulen“ (oder „ÖDS-Schulen“) sind Ausbildungsinstitute, die bestimmte Auflagen erfüllen: sowohl in Hinblick auf das Curriculum und auf entsprechend qualifizierte unterrichtende Personen als auch in Hinblick auf interne Regulierungen, wie z.B. Ethik und Konfliktmanagement.
  • 6
    Das Ausbildungsprofil der Massage-Verordnung für Shiatsu blieb seit 2003 zwar unverändert, doch die vom ÖDS eingeführten Ergänzungen bringen zusätzliche Sicherheit für Kund*innen und erhöhen die Professionalität der Shiatsu-Praktiker*innen.
    Das bedeutet: Nach ÖDS-Standard ausgebildete und geprüfte Shiatsu-Praktizierende sind höher qualifiziert als Absolvent*innen, die ausschließlich das Ausbildungsprofil der Massage-Verordnung erfüllen.
  • 7
  • 8
    Non-formal bedeutet nicht staatlich geregelt.

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