Zheng, Zhixin et al.: Therapeutic evaluation of lumbar tender point deep massage for chronic non-specific low back pain

Massage

Chronische Rückenschmerzen, so Zhixin Zheng et al. 2012 in der Studie „Therapeutic evaluation of lumbar tender point deep massage for chronicnon-specific low back pain“1Zhixin Zheng, Jun Wang, Qian Gao, Jingshan Hou, Ling Ma, Congbo Jiang, Guohui Chen: Therapeutic evaluation of lumbar tender point deep massage for chronicnon-specific low back pain. JTraditChinMed2012December15;32(4):534-537; http://www.journaltcm.com/modules/Journal/contents/stories/124/6.pdf., sind in der modernen Gesellschaft ein großes Gesundheitsproblem2Dufour N, Thamsborg G, Oefeldt A, Lundsgaard C, Stender S. Treatment of Chronic Low Back Pain: A Randomized, Clinical Trial Comparing Group-Based Multidisciplinary Biopsychosocial Rehabilitation and Intensive Individual Therapist-Assisted Back Muscle Strengthening Exercises. Spine (Phila Pa 1976) 2010; 35 (5): 469-476. mit einer hohen Prävalenz3Als Prävalenz bezeichnet man die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dabei unterscheidet man die Periodenprävalenz (die Prävalenz in einem bestimmten Zeitraum, z.B. 1 Jahr, oder die Lebenszeitprävalenz bezogen auf die gesamte Lebenszeit) und die Punktprävalenz (Prävalenz zu einem bestimmten Zeitpunkt, z.B. an einem bestimmten Stichtag). in vielen Ländern der Welt. Die Autor*innen gingen deshalb der Frage nach der Wirksamkeit von „Tender Point4Tender Points, wörtlich (schmerz)empfindliche Punkte, sind bestimmte Punkte mit erhöhter Druckempfindlichkeit, die lange Zeit als zentrales Erkennungsmerkmal des Fibromyalgiesyndroms betrachtet wurden. Sie sind zu unterscheiden von (myofaszialen) Triggerpunkten, im Muskel gelegene Punkte, von denen bei Druck ein ausstrahlender Schmerz ausgeht.
Die Unterschiede zwischen myofaszialen Triggerpunkten und Tender Points können im Detail im Beitrag von S. Mense (Der Schmerz 1/2011, https://www.springermedizin.de/unterschiede-zwischen-myofazialen-triggerpunkten-und-tender-poin/8561844) nachgelesen werden.
 Deep Tissue-Massage5Es gibt keine allgemein anerkannte Definition von Tiefengewebsmassage („Deep Tissue Massage“), so Yogev Koren und Leonid Kalichman in „Deep tissue massage: What are we talking about?“ (Journal of Bodywork and Movement Therapies. April 2018 Volume 22, Issue 2, Pages 247–251; https://www.bodyworkmovementtherapies.com/article/S1360-8592(17)30106-7/fulltext). Die Autor*innen schlagen deshalb vor, die Definitionen von Tiefenmassage und Tiefengewebsmassage zu trennen.
Tiefenmassage sollte verwendet werden, um die Absicht des*der Therapeut*in zu beschreiben, tiefes Gewebe zu behandeln, wobei jede Form von Massage verwendet wird / werden kann. Tiefengewebsmassage hingegen sollte verwendet werden, um eine spezifische Methode der Massagebehandlung zu beschreiben, wobei die von Art Riggs (Myofasziale Techniken: Die Praxis der Tiefengewebsmassage, 2013) definierten spezifischen Prinzipien und Techniken verwendet werden: Das Verständnis der verschiedenen Gewebsschichten des Körpers und die Fähigkeiten, mit den Geweben in diesen Schichten zu arbeiten, um sie zu entspannen, zu verlängern und Haltemuster auf die effektivste und energieeffizienteste Weise unter Beibehaltung des Wohlbefinden des*der Behandelten aufzulösen.
“ in Kombination mit Lumbaltraktion6Unter einer Traktion versteht man in der Physiotherapie das gezielte, therapeutisch motivierte „Ziehen“ an einem Körperteil. Zielsetzung einer Traktion ist die passive Bewegung, die den Bandapparat eines Gelenks dehnt, die Gelenkhälften voneinander entfernt und die Gelenke dadurch kurzfristig entlastet.
Lumbaltraktionen, so Physiopedia („Wikipedia for physiotherapy“, https://www.physio-pedia.com/Lumbar_Traction) werden schon seit der Zeit des Hippokrates zur Behandlung von Patienten mit Rücken- und Beinschmerzen eingesetzt und waren in den 1950er und 1960er Jahren – zumindest in den USA – richtig populär.
Obwohl die Wirksamkeit von Lumbaltraktionen, so Physiopedia, immer noch in Frage gestellt wird, gibt es drei Vorteile der Lumbaltraktion: 1) Distraktion zur Vergrößerung des Zwischenwirbelraums, 2) Anspannung des hinteren Längswirbelbandes und 3) Absaugung, um die Bandscheibenprotrusion in Richtung Gelenkmitte zu ziehen.
Unterschieden werden eine mechanische Traktion („mechanical traction“, z.B. auf einem speziell dafür entwickelten Tisch, vergleichbar einer Streckbank), eine Autotraktion („autotraction“, bei der die PatientIn die Traktion selbst ausführt, entweder durch Zug mit den Armen oder Druck mit den Beinen) und eine manuelle Traktion durch die BehandlerIn („manual traction“).
Die kontinuierliche Traktion („continuous traction“) erfolgt mit geringem Gewicht/Zug/Druck über mehrere Stunden, die längerdauernde Traktion („sustained traction“) hat eine kürzere Dauer bei höherem Gewicht/Zug/Druck und die intermittierende Traktion („intermittent traction“) hat ein ähnliches Gewicht/Zug/Druck wie die längerdauernde Traktion, die Traktionskraft wird allerdings abwechselnd angewendet und weggelasssen.
 bei chronischen unspezifischen Rückenschmerzen nach.

In der Regel werden untere Rückenschmerzen von lokalen Tenderpunkten begleitet, die sich als Muskelverspannungen und -verhärtungen präsentieren und die Hauptquelle für chronische unspezifische Rückenschmerzen sind. Die Muskelsteifigkeit wird als „Härte“ („hardness“) bezeichnet und ist mit einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit verbunden. Aus diesem Grund werden die Veränderungen von Druckschmerzemfpindlichkeit („pressure pain threshold“) und Muskelhärte („muscle hardness“) für die Beurteilung der therapeutischen Wirkung von Behandlungen herangezogen.

Durchführung der Studie

64 ambulante Patient*innen aus dem Rehabilitationszentrum des Chinese PLA General Hospital Beijing, 34 Männer und 30 Frauen, im Alter zwischen 18 und 72 Jahren wurden in die vorliegende prospektive und randomisierte Studie einbezogen. 32 Patient*innen wurden der Behandlungsgruppe (18 Männer und 14 Frauen im Alter zwischen 21 und 70 Jahren, Mittelwert 43 Jahre und ein Krankenverlauf zwischen 4 Monaten und 6 Jahren) und 32 Probanden der Kontrollgruppe zugeordnet (16 Männer und 16 Frauen im Alter zwischen 18 und 72 Jahren, Mittelwert 42 Jahre und ein Krankheitsverlauf zwischen 5 Monaten und 7 Jahren).

Einschlusskriterien waren Schmerzen im Bereich zwischen den Schulterblättern und der Gesäßspalte mit oder ohne Ausstrahlung in die Beine, die mehr als drei Monate andauerten. Alle Patient*innen waren mit Röntgen, Computertomographie oder MRI der Lendenwirbelsäule sowie ärztlicher Untersuchung abgeklärt.

Ausgeschlossen wurden Patient*innen mit Sprachbarrieren und solche mit Rückenschmerzen, die durch Neoplasmen7Klinisch wird der Begriff Neoplasma meist für maligne Tumoren verwendet., Osteoporose, Wirbelbruch, rheumatoide Arthritis, akutem Bandscheibenvorfall mit Nervenwurzeleinklemmung oder instabile Spondylolisthesis8Als Spondylolisthesis wird das bei Vorliegen einer Spondylolyse (Bildung eines Spalts in der Pars interarticularis eines Wirbelbogens, d.h. dem Bereich zwischen dem oberen und unteren Gelenkfortsatz des Wirbelbogens) auftretende Abgleiten eines Wirbels nach ventral bezeichnet. verursacht wurden.

Um die Tenderpunkte zu bestimmen, wurden die Patient*innen gebeten, mit dem Finger auf die schmerzhafteste Stelle zu zeigen. Der Bereich wurde anschließend mit dem Finger abgetastet, um den Punkt der maximalen Schmerzempfindung zu finden. Wurde der Punkt bei Druck als Ort des Schmerzes empfunden, so handelt es sich um einen lokalen Schmerzpunkt. Löste der Druck auf den Punkt jedoch Schmerzen in einem entfernten Punkt aus, so wird das als referierter Schmerz verstanden.

Versuchs- und Kontrollgruppe

In der Versuchsgruppe wurden eine Tenderpunkt-Tiefenmassage und eine Lumbaltraktion durchgeführt. Sowohl bei der Massage als auch bei der Anwendung der Traktion liegen die Patient*innen auf einer Untersuchungsliege, beide Unterarme seitlich. In der speziell angewandten Technik der „Tiefenrutschmassage“ („deep slide massage“) nutzt der*die Behandler*in sein Körpergewicht, um den anfangs sanften Druck allmählich zu erhöhen. Diese Massage wird acht bis zehn Sekunden nach Beginn der ersten leichten Unbehaglichkeit durchgeführt und vier- bis fünfmal wiederholt, um eine möglichst große Weichheit an der behandelten Stelle und im gespannten Band zu erreichen.

Die Behandlungen erfolgten zweimal pro Woche, immer zur gleichen Zeit, kombiniert mit intermittierender Lumbaltraktion (Modell OL-2000, hergestellt in OG Giken Co., Ltd.) einmal täglich.9Die Zugkraft wurde zwischen 40%-50% Körpergewicht (kg) eingestellt und die Zugzeit betrug 20 Minuten. Die Behandlungsserie dauerte insgesamt drei Wochen.

In der Kontrollgruppe wurden die Druckschmerzpunkte auf die gleiche Weise wie in der Versuchsgruppe bestimmt und auch die lumbale intermittierende Traktion war gleich.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Zhixin Zheng, Jun Wang, Qian Gao, Jingshan Hou, Ling Ma, Congbo Jiang, Guohui Chen: Therapeutic evaluation of lumbar tender point deep massage for chronicnon-specific low back pain. JTraditChinMed2012December15;32(4):534-537; http://www.journaltcm.com/modules/Journal/contents/stories/124/6.pdf.
  • 2
    Dufour N, Thamsborg G, Oefeldt A, Lundsgaard C, Stender S. Treatment of Chronic Low Back Pain: A Randomized, Clinical Trial Comparing Group-Based Multidisciplinary Biopsychosocial Rehabilitation and Intensive Individual Therapist-Assisted Back Muscle Strengthening Exercises. Spine (Phila Pa 1976) 2010; 35 (5): 469-476.
  • 3
    Als Prävalenz bezeichnet man die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dabei unterscheidet man die Periodenprävalenz (die Prävalenz in einem bestimmten Zeitraum, z.B. 1 Jahr, oder die Lebenszeitprävalenz bezogen auf die gesamte Lebenszeit) und die Punktprävalenz (Prävalenz zu einem bestimmten Zeitpunkt, z.B. an einem bestimmten Stichtag).
  • 4
    Tender Points, wörtlich (schmerz)empfindliche Punkte, sind bestimmte Punkte mit erhöhter Druckempfindlichkeit, die lange Zeit als zentrales Erkennungsmerkmal des Fibromyalgiesyndroms betrachtet wurden. Sie sind zu unterscheiden von (myofaszialen) Triggerpunkten, im Muskel gelegene Punkte, von denen bei Druck ein ausstrahlender Schmerz ausgeht.
    Die Unterschiede zwischen myofaszialen Triggerpunkten und Tender Points können im Detail im Beitrag von S. Mense (Der Schmerz 1/2011, https://www.springermedizin.de/unterschiede-zwischen-myofazialen-triggerpunkten-und-tender-poin/8561844) nachgelesen werden.
  • 5
    Es gibt keine allgemein anerkannte Definition von Tiefengewebsmassage („Deep Tissue Massage“), so Yogev Koren und Leonid Kalichman in „Deep tissue massage: What are we talking about?“ (Journal of Bodywork and Movement Therapies. April 2018 Volume 22, Issue 2, Pages 247–251; https://www.bodyworkmovementtherapies.com/article/S1360-8592(17)30106-7/fulltext). Die Autor*innen schlagen deshalb vor, die Definitionen von Tiefenmassage und Tiefengewebsmassage zu trennen.
    Tiefenmassage sollte verwendet werden, um die Absicht des*der Therapeut*in zu beschreiben, tiefes Gewebe zu behandeln, wobei jede Form von Massage verwendet wird / werden kann. Tiefengewebsmassage hingegen sollte verwendet werden, um eine spezifische Methode der Massagebehandlung zu beschreiben, wobei die von Art Riggs (Myofasziale Techniken: Die Praxis der Tiefengewebsmassage, 2013) definierten spezifischen Prinzipien und Techniken verwendet werden: Das Verständnis der verschiedenen Gewebsschichten des Körpers und die Fähigkeiten, mit den Geweben in diesen Schichten zu arbeiten, um sie zu entspannen, zu verlängern und Haltemuster auf die effektivste und energieeffizienteste Weise unter Beibehaltung des Wohlbefinden des*der Behandelten aufzulösen.
  • 6
    Unter einer Traktion versteht man in der Physiotherapie das gezielte, therapeutisch motivierte „Ziehen“ an einem Körperteil. Zielsetzung einer Traktion ist die passive Bewegung, die den Bandapparat eines Gelenks dehnt, die Gelenkhälften voneinander entfernt und die Gelenke dadurch kurzfristig entlastet.
    Lumbaltraktionen, so Physiopedia („Wikipedia for physiotherapy“, https://www.physio-pedia.com/Lumbar_Traction) werden schon seit der Zeit des Hippokrates zur Behandlung von Patienten mit Rücken- und Beinschmerzen eingesetzt und waren in den 1950er und 1960er Jahren – zumindest in den USA – richtig populär.
    Obwohl die Wirksamkeit von Lumbaltraktionen, so Physiopedia, immer noch in Frage gestellt wird, gibt es drei Vorteile der Lumbaltraktion: 1) Distraktion zur Vergrößerung des Zwischenwirbelraums, 2) Anspannung des hinteren Längswirbelbandes und 3) Absaugung, um die Bandscheibenprotrusion in Richtung Gelenkmitte zu ziehen.
    Unterschieden werden eine mechanische Traktion („mechanical traction“, z.B. auf einem speziell dafür entwickelten Tisch, vergleichbar einer Streckbank), eine Autotraktion („autotraction“, bei der die PatientIn die Traktion selbst ausführt, entweder durch Zug mit den Armen oder Druck mit den Beinen) und eine manuelle Traktion durch die BehandlerIn („manual traction“).
    Die kontinuierliche Traktion („continuous traction“) erfolgt mit geringem Gewicht/Zug/Druck über mehrere Stunden, die längerdauernde Traktion („sustained traction“) hat eine kürzere Dauer bei höherem Gewicht/Zug/Druck und die intermittierende Traktion („intermittent traction“) hat ein ähnliches Gewicht/Zug/Druck wie die längerdauernde Traktion, die Traktionskraft wird allerdings abwechselnd angewendet und weggelasssen.
  • 7
    Klinisch wird der Begriff Neoplasma meist für maligne Tumoren verwendet.
  • 8
    Als Spondylolisthesis wird das bei Vorliegen einer Spondylolyse (Bildung eines Spalts in der Pars interarticularis eines Wirbelbogens, d.h. dem Bereich zwischen dem oberen und unteren Gelenkfortsatz des Wirbelbogens) auftretende Abgleiten eines Wirbels nach ventral bezeichnet.
  • 9
    Die Zugkraft wurde zwischen 40%-50% Körpergewicht (kg) eingestellt und die Zugzeit betrug 20 Minuten.

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