Der Einfluss körperlicher Aktivität in der Freizeit auf das Krebsrisiko – Studie von Charles E. Matthews (et al.)

Kitesurfen

Diskussion

Nachfolgende Beobachtungen, die sich aus der Studie ergeben, sind den Autor*innen zufolge von besonderer Bedeutung:

  • Im Gegensatz zur „typischen“ kurvenförmigen Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen körperlicher Aktivität und der Gesamtmortalität sowie der kardiovaskulären Mortalität, weist in der vorliegenden Studie etwa die Hälfte der Krebsarten, die mit körperlicher Aktivität in Verbindung gebracht werden, lineare Dosis-Wirkungs-Kurven auf (Dickdarm-, Brust-, Endometrium- und Kopf-Hals-Krebs sowie Speiseröhren-Adenokarzinom), wobei sich das geringste Risiko bei Werten deutlich über dem empfohlenen Mindestmaß an Aktivität zeigt.
  • Für mehrere Krebsarten, die in der Studie einen kurvenförmigen Zusammenhang aufweisen (Nieren-, Magen- und Leberkrebs) ist die größte Risikoreduktion mit dem empfohlenen Maß an körperlicher Aktivität verbunden.
  • Der fast dreifache Unterschied der beobachteten Risikoreduktion bei einer körperlichen Aktivität von 7,5 bis 15 MET-Stunden/Woche zwischen Brustkrebs (6 bis 10 Prozent geringeres Risiko) und Leberkrebs (18 bis 27 Prozent geringeres Risiko) könnte Unterschiede in den zugrunde liegenden biologischen Mechanismen für verschiedene Krebsarten widerspiegeln: Die primären Mechanismen, die zur Erklärung der Assoziationen mit Brustkrebs vorgeschlagen werden, sind z. B. zirkulierende Faktoren (z. B. Sexualsteroidhormone, Insulin, entzündliche Biomarker), die als Reaktion auf körperliche Betätigung möglicherweise weniger direkte Auswirkungen auf die Brusttumorentstehung haben.1Vgl. Neilson HK, Friedenreich CM, Brockton NT, et al: Physical activity and postmenopausal breast cancer: Proposed biologic mechanisms and areas for future research. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 18:11-27, 2009. Im Gegensatz dazu hat körperliche Betätigung zusätzlich zu diesen systemischen Effekten eine direkte Auswirkung auf den Glukose-, Glykogen- und Lipidstoffwechsel in der Leber und kann das Risiko einer nichtalkoholischen Fettlebererkrankung, einem Risikofaktor für Leberkrebs, verringern oder umkehren.2Vgl. Bouchard C (ed): Chapter nine: Exercise and the regulation of hepatic metabolism, in: Progress in Molecular Biology and Translational Science: Volume 135: Molecular and Cellular Regulation of Adaptation to Exercise. Waltham, MA, Academic Press, 2015.

Zusammengenommen, so die Autor*innen, deuten die Ergebnisse der Studie auf darauf hin, dass es grundlegend unterschiedliche Dosis-Wirkungs-Beziehungen zwischen körperlicher Aktivität und der Gesamtmortalität, der kardiovaskulären Mortalität und einzelnen Krebsarten gibt, die erhebliche Unterschiede bei den zugrunde liegenden biologischen Mechanismen aufweisen. Um diese Unterschiede besser zu verstehen, seien allerdings weitere Forschungsarbeiten erforderlich.

Einschränkungen

Als Einschränkungen der Studie führen die Autor*innen neben der Einschränkung auf bestimmte Krebsformen an, dass die meisten Teilnehmer*innen weiß sind und dass die „Messungen“ der körperlichen Aktivität auf Selbstauskünften beruht (auch wenn es, wie sie ausführen, „ausreichend Belege“ für die Validität von Fragebögen zur Erfassung körperlicher Aktivität gibt). Zudem wurde nur die körperliche Aktivität in der Freizeit untersucht und keine Assoziationen mit dem Gesamtaktivitätsniveau oder verschiedenen Verhaltensbereichen vorgenommen. Darüberhinaus kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass andere, nicht gemessene Sörfaktoren eine Rolle spielen.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Vgl. Neilson HK, Friedenreich CM, Brockton NT, et al: Physical activity and postmenopausal breast cancer: Proposed biologic mechanisms and areas for future research. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 18:11-27, 2009.
  • 2
    Vgl. Bouchard C (ed): Chapter nine: Exercise and the regulation of hepatic metabolism, in: Progress in Molecular Biology and Translational Science: Volume 135: Molecular and Cellular Regulation of Adaptation to Exercise. Waltham, MA, Academic Press, 2015.

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