Kobayashi, Daiki et al.: Shiatsu for chronic lower back pain

Wellness-Behandlung

Die Studie „Shiatsu for chronic lower back pain“ von Daiki Kobayashi et al. wird in der August 2019- Ausgabe von Complementary Therapies in Medicine erscheinen, wurde aber schon vorab veröffentlicht.1Daiki Kobayashi, Takuro Shimbo, Hana Hayashi & Osamu Takahashi: Shiatsu for chronic lower back pain. Randomized controlled study. Complementary Therapies in Medicine. Volume 45, August 2019, Seiten 33-37. https://doi.org/10.1016/j.ctim.2019.05.019 (bzw. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0965229919302778#bib0025). Zugriff: 3.6.2019.

Hintergrund

Die Autor*innen beschreiben Shiatsu als eine Form der japanischen Körperarbeit, die in den 1920er-Jahren von Tokujiro Namikoshi entwickelt wurde und, gemäß dem Konzept der fernöstlichen Medizin, die natürliche Heilkraft der Behandelten aktiviert, um Beschwerden zu lindern. 2016, so führen die Autor*innen weiter aus, gab es in Japan mehr als 110.000 Massage- und Shiatsu-Praktizierende,2Quelle: Japanese ministory of health, labour and welfare. Report on Public Health Administration and Services (Practicing health professionals) (2016). http://www.mhlw.go.jp/english/database/db-hss/dl/rophas_2016_biennialyear.pdf
Massage and shiatsu practitioners: 116,280
Acupuncturists: 116,007
Moxibustion practitioners: 114,048. Zugriff: 3.6.2019.
 wobei Shiatsu-Behandlungen unter bestimmten Bedingungen von der staatlichen Krankenversicherung übernommen werden. Schätzungen gehen deshalb davon aus, dass mehr 115,3 Millionen Menschen eine Massage- oder Shiatsu-Behandlung erhalten haben.

Als häufige Indikationen für Shiatsu führen die  Autor*innen Nacken- und Rückenschmerzen an, aber auch die Behandlung von Schultern und Beinen ebenso wie internistische, geburtliche oder auch psychologische Probleme.3Die dabei zitierten Arbeiten sind M.I. Weintraub: Shiatsu massage therapy: A remarkable healing technique in spine pain (J Back Musculoskelet Rehabil, 7 (1996), pp. 195-197), S. Ballegaard, S. Norrelund, D.F. Smith: Cost-benefit of combined use of acupuncture, Shiatsu and lifestyle adjustment for treatment of patients with severe angina pectoris (Acupunct Electrother Res, 21 (1996), pp. 187-197), F.M. Ardabili, S. Purhajari, T. Najafi Ghezeljeh, H. Haghani: The effect of shiatsu massage on pain reduction in burn patients (World J Plast Surg, 3 (2014), pp. 115-118), J. Ingram, C. Domagala, S. Yates: The effects of shiatsu on post-term pregnancy (Complement Ther Med, 13 (2005), pp. 11-15), J.Y.J. Inagaki, M. Ito, H. Nogaki: Psychophysiological effect of massage and shiatsu while in the prone position with face down (Nurs Health Sci, 4 (2008)) und P. Lichtenberg, A. Vass, H. Ptaya, S. Edelman, U. Heresco-Levy: Shiatsu as an adjuvant therapy for schizophrenia: An open-label pilot study (Altern Ther Health Med, 15 (2009), pp. 44-46). Letztlich aber, so führen die Autor**innen aus, zeigt sich bei kritischer Betrachtung keine oder nur schwache Signifikanz für die klinische Bedeutung von Shiatsu. Es fehlt an qualitativ hochwertigen Studien4Weitere, hierzu zitierte Studien sind N. Robinson, A. Lorenc, X. Liao: The evidence for Shiatsu: A systematic review of Shiatsu and acupressure (BMC Complement Altern Med, 11 (2011), p. 88), T. Sundberg, M. Petzold, P. Wandell, A. Ryden, T. Falkenberg: Exploring integrative medicine for back and neck pain – a pragmatic randomised clinical pilot trial (BMC Complement Altern Med, 9 (2009), p. 33), S. Ballegaard, S. Norrelund, D.F. Smith: Cost-benefit of combined use of acupuncture, Shiatsu and lifestyle adjustment for treatment of patients with severe angina pectoris (Acupunct Electrother Res, 21 (1996), pp. 187-197), J. Ingram, C. Domagala, S. YatesThe effects of shiatsu on post-term pregnancy (Complement Ther Med, 13 (2005), pp. 11-15) und D. Lucini, M. Malacarne, N. Solaro, S. Busin, M. PaganiComplementary medicine for the management of chronic stress: Superiority of active versus passive techniques (J Hypertens, 27 (2009), pp. 2421-2428)., weshalb diese Studie durchgeführt wurde.

Studiendesign

Die Studie ist eine prospektive, randomisierte und verblindete Endpunkt-Studie. Sie wurde von 2015 bis 2017 am St. Luke’s International Hospital (Tokio, Japan) an ambulanten Patient*innen mit chronischen unteren Rückenschmerzen durchgeführt.

Gemessen wurden primär die Ergebnisse des Roland-Morris Disability Questionnaire (RMDQ)5M. Roland, R. Morris: A study of the natural history of back pain. Part I: Development of a reliable and sensitive measure of disability in low-back pain. Spine (Phila Pa), 1983 (8) (1976), pp. 141-144. und sekundär des Short-Form McGill Pain Questionnaire (SF-MPQ)6R. Melzack: The short-form McGill pain questionnaire. Pain, 30 (1987), pp. 191-197., des Oswestry Disability Index (ODI)7Index, derived from the Oswestry Low Back Pain Questionnaire used by clinicians and researchers to quantify disability for low back pain J.C. Fairbank, J. Couper, J.B. Davies, J.P. O’Brien: The Oswestry low back pain disability questionnaire. Physiotherapy, 66 (1980), pp. 271-273. und des EQ-5D8„EQ-5D is a standardized instrument developed by the EuroQol Group as a measure of health-related quality of life“ (https://euroqol.org/eq-5d-instruments). Zugriff: 3.6.2019..

Die primäre Fragestellung bezog sich auf Verbesserungen im RMDQ und sekundär in SF-MPQ, ODI und EQ-5D. Die Ergebnisse der Behandlungen wurden in der vierten Studienwoche für die unmittelbaren Wirkungen erfasst und in der achten Behandlungswoche für längerfristige Auswirkungen.

Studienteilnehmer*innen

In die Studie aufgenommen wurden ausschließlich Patient*innen mit Schmerzen im unteren Rückenbereich, der seit mehr als drei Monaten bestand und im RMDQ einen Wert von zumindest 4 hatte.9Ausgeschlossen wurden Patient*innen mit bakterieller Spondylitis (bakterieller Entzündung der Wirbelkörper), malignen Tumoren oder Wirbelkörper-Metastasen, akuten Kompressionsfrakturen und Kollagenerkrankungen (wie Morbus Bechterew, Spondylitis ankylosans). Um Ausschussfaktoren zu identifizieren, wurden alle potenziellen TeilnehmerInnen einer körperlichen Untersuchen, Bluttests und Röntgenaufnahmen unterzogen.
Ausgeschlossen wurden zudem Patient*innen mit einer Vordiagnose von Demenz ebenso auch jene, die innerhalb des Jahres vor der Studie komplementäre alternative Medizin, einschließlich Shiatsu, erhalten hatten.

Potenzielle Teilnehmer*innen (die in ihrer Anamnese keine Ausschlusskriterien aufwiesen) wurden über die Studie aufgeklärt und, wenn sie sich für die Teilnahme bereit erklärten, gebeten die erforderlichen, oben angeführten Fragebögen auszufüllen. Patient*innen mit vier oder mehr Punkten im RMDQ wurden darauf hin noch einem Bluttest und einer Röntgenuntersuchung unterzogen. Erst dann, wenn sich auch dort keine Ausschlusskriterien fanden, wurden sie endgültig in die Studie aufgenommen.

Studienablauf (Intervention)

Die Teilnehmer*innen wurden zufällig der Shiatsu-Behandlungsgruppe oder der Standard-Behandlungsgruppe zugeordnet.10Die Teilnehmer*innen wurden nach einer computergenerierten Randomisierungsliste den beiden Behandlungsgruppen zugeordnet, wobei darauf geachtet wurde, dass Behandler*innen und Auswerter*innen keine Zugang zu dieser Liste hatten (auch die Auswerter*innen der Fragebögen waren in Hinblick auf die Zugehörigkeit zu den Behandlungsgruppen verblindet).

Sowohl in der Standard- als auch in der Shiatsu-Behandlungsgruppe erhielten die Teilnehmer*innen eine Behandlung zur Schmerzlinderung (Pflaster oder orale Medikation) gemäß der WHO Pain Relief Ladder (https://www.who.int/cancer/palliative/painladder/en/).

In der Standard-Behandlungsgruppe erhielten die Patient*innen acht Wochen lang ausschließlich konventionelle Schmerzlinderung, wohingegen die Patient*innen der Shiatsu-Behandlungsgruppe in den ersten vier Wochen zusätzlich zur Standardtherapie jede Woche eine Stunde Shiatsu-Behandlung erhielten.11Die Shiatsu-Behandlungen wurden von lizensierten Shiatsu-Praktiker*innen mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung durchgeführt. Um vergleichbare Behandlungen zu gewährleisten, absolvierten alle Shiatsu-Praktiker*innen einen standardisierten Trainingskurs und wurden entsprechend evaluiert. Das Behandlungsprotokoll kann nachgelesen werden unter https://ars.els-cdn.com/content/image/1-s2.0-S0965229919302778-mmc1.docx. Zugriff: 3.6.2019. In den zweiten vier Wochen (Studienwoche 5 bis 8) erhielten die Teilnehmer*innen der Shiatsu-Behandlungsgruppe ebenfalls nur die konventionelle Schmerztherapie.

Wegen des Ablaufs der Finanzierung vor Abschluss der Rekrutierung der Teilnehmer*innen wurde die Studie mit weniger Teilnehmer*innen als ursprünglich geplant durchgeführt. Insgesamt wurden deshalb nur 59 Patient*innen in die Studie eingeschlossen, 30 in der Shiatsu-Behandlungsgruppe und 29 in der Standard-Behandlungsgruppe.12Insgesamt wurden 76 Patient*innen für die Studie als potenzielle Teilnehmer*innen aufgenommen, von denen insgesamt 12 ausfielen: 7 gaben keine Zustimmung, 5 hatten zu nidrige RMDQ-Werte, 3 hatten CAM-Behandlungen innerhalb des letzten Jahres erhalten und 2 wiesen Demenz auf.

Das Durchschnittsalter der Teilnehmer*innen betrug 67,8 Jahre. 21 TeilnehmerInnen waren Männer (35,6 %), 38 Frauen (64,4 %). Der Vergleich der Basisdaten zeigte keine relevanten Unterschiede (einschließlich demographischer Daten und der Bewertung der Rückenschmerzen) zwischen den beiden Behandlungsgruppen.

Abgeschlossen haben die Studie 50 Teilnehmer*innen, 26 ind der Shiatsu-Behandlungsgruppe und 24 in der Standard-Behandlungsgruppe.13Von den 30 Teilnehmer*innen in der Shiatsu-Behandlungsgruppe  haben nur 27 die Fragebögen in der vierten Woche ausgefüllt (und konnten auf dieser Stufe in die Analyse einbezogen werden) und nur 26 auch die Fragebögen in der 8. Woche.
Von den 29 Teilnehmer*innen in der Standard-Behandlungsgruppe haben 24 sowohl die Fragebögen in der vierten und in der achten Behandlungswoche ausgefüllt.

Anmerkungen/Fußnoten

  • 1
    Daiki Kobayashi, Takuro Shimbo, Hana Hayashi & Osamu Takahashi: Shiatsu for chronic lower back pain. Randomized controlled study. Complementary Therapies in Medicine. Volume 45, August 2019, Seiten 33-37. https://doi.org/10.1016/j.ctim.2019.05.019 (bzw. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0965229919302778#bib0025). Zugriff: 3.6.2019.
  • 2
    Quelle: Japanese ministory of health, labour and welfare. Report on Public Health Administration and Services (Practicing health professionals) (2016). http://www.mhlw.go.jp/english/database/db-hss/dl/rophas_2016_biennialyear.pdf
    Massage and shiatsu practitioners: 116,280
    Acupuncturists: 116,007
    Moxibustion practitioners: 114,048. Zugriff: 3.6.2019.
  • 3
    Die dabei zitierten Arbeiten sind M.I. Weintraub: Shiatsu massage therapy: A remarkable healing technique in spine pain (J Back Musculoskelet Rehabil, 7 (1996), pp. 195-197), S. Ballegaard, S. Norrelund, D.F. Smith: Cost-benefit of combined use of acupuncture, Shiatsu and lifestyle adjustment for treatment of patients with severe angina pectoris (Acupunct Electrother Res, 21 (1996), pp. 187-197), F.M. Ardabili, S. Purhajari, T. Najafi Ghezeljeh, H. Haghani: The effect of shiatsu massage on pain reduction in burn patients (World J Plast Surg, 3 (2014), pp. 115-118), J. Ingram, C. Domagala, S. Yates: The effects of shiatsu on post-term pregnancy (Complement Ther Med, 13 (2005), pp. 11-15), J.Y.J. Inagaki, M. Ito, H. Nogaki: Psychophysiological effect of massage and shiatsu while in the prone position with face down (Nurs Health Sci, 4 (2008)) und P. Lichtenberg, A. Vass, H. Ptaya, S. Edelman, U. Heresco-Levy: Shiatsu as an adjuvant therapy for schizophrenia: An open-label pilot study (Altern Ther Health Med, 15 (2009), pp. 44-46).
  • 4
    Weitere, hierzu zitierte Studien sind N. Robinson, A. Lorenc, X. Liao: The evidence for Shiatsu: A systematic review of Shiatsu and acupressure (BMC Complement Altern Med, 11 (2011), p. 88), T. Sundberg, M. Petzold, P. Wandell, A. Ryden, T. Falkenberg: Exploring integrative medicine for back and neck pain – a pragmatic randomised clinical pilot trial (BMC Complement Altern Med, 9 (2009), p. 33), S. Ballegaard, S. Norrelund, D.F. Smith: Cost-benefit of combined use of acupuncture, Shiatsu and lifestyle adjustment for treatment of patients with severe angina pectoris (Acupunct Electrother Res, 21 (1996), pp. 187-197), J. Ingram, C. Domagala, S. YatesThe effects of shiatsu on post-term pregnancy (Complement Ther Med, 13 (2005), pp. 11-15) und D. Lucini, M. Malacarne, N. Solaro, S. Busin, M. PaganiComplementary medicine for the management of chronic stress: Superiority of active versus passive techniques (J Hypertens, 27 (2009), pp. 2421-2428).
  • 5
    M. Roland, R. Morris: A study of the natural history of back pain. Part I: Development of a reliable and sensitive measure of disability in low-back pain. Spine (Phila Pa), 1983 (8) (1976), pp. 141-144.
  • 6
    R. Melzack: The short-form McGill pain questionnaire. Pain, 30 (1987), pp. 191-197.
  • 7
    Index, derived from the Oswestry Low Back Pain Questionnaire used by clinicians and researchers to quantify disability for low back pain J.C. Fairbank, J. Couper, J.B. Davies, J.P. O’Brien: The Oswestry low back pain disability questionnaire. Physiotherapy, 66 (1980), pp. 271-273.
  • 8
    „EQ-5D is a standardized instrument developed by the EuroQol Group as a measure of health-related quality of life“ (https://euroqol.org/eq-5d-instruments). Zugriff: 3.6.2019.
  • 9
    Ausgeschlossen wurden Patient*innen mit bakterieller Spondylitis (bakterieller Entzündung der Wirbelkörper), malignen Tumoren oder Wirbelkörper-Metastasen, akuten Kompressionsfrakturen und Kollagenerkrankungen (wie Morbus Bechterew, Spondylitis ankylosans). Um Ausschussfaktoren zu identifizieren, wurden alle potenziellen TeilnehmerInnen einer körperlichen Untersuchen, Bluttests und Röntgenaufnahmen unterzogen.
    Ausgeschlossen wurden zudem Patient*innen mit einer Vordiagnose von Demenz ebenso auch jene, die innerhalb des Jahres vor der Studie komplementäre alternative Medizin, einschließlich Shiatsu, erhalten hatten.
  • 10
    Die Teilnehmer*innen wurden nach einer computergenerierten Randomisierungsliste den beiden Behandlungsgruppen zugeordnet, wobei darauf geachtet wurde, dass Behandler*innen und Auswerter*innen keine Zugang zu dieser Liste hatten (auch die Auswerter*innen der Fragebögen waren in Hinblick auf die Zugehörigkeit zu den Behandlungsgruppen verblindet).
  • 11
    Die Shiatsu-Behandlungen wurden von lizensierten Shiatsu-Praktiker*innen mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung durchgeführt. Um vergleichbare Behandlungen zu gewährleisten, absolvierten alle Shiatsu-Praktiker*innen einen standardisierten Trainingskurs und wurden entsprechend evaluiert. Das Behandlungsprotokoll kann nachgelesen werden unter https://ars.els-cdn.com/content/image/1-s2.0-S0965229919302778-mmc1.docx. Zugriff: 3.6.2019.
  • 12
    Insgesamt wurden 76 Patient*innen für die Studie als potenzielle Teilnehmer*innen aufgenommen, von denen insgesamt 12 ausfielen: 7 gaben keine Zustimmung, 5 hatten zu nidrige RMDQ-Werte, 3 hatten CAM-Behandlungen innerhalb des letzten Jahres erhalten und 2 wiesen Demenz auf.
  • 13
    Von den 30 Teilnehmer*innen in der Shiatsu-Behandlungsgruppe  haben nur 27 die Fragebögen in der vierten Woche ausgefüllt (und konnten auf dieser Stufe in die Analyse einbezogen werden) und nur 26 auch die Fragebögen in der 8. Woche.
    Von den 29 Teilnehmer*innen in der Standard-Behandlungsgruppe haben 24 sowohl die Fragebögen in der vierten und in der achten Behandlungswoche ausgefüllt.

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