Newsletter 17 der Grünen Masseur*innen

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Liebe/r

willkommen bei der 17. Ausgabe des Newsletters der Grünen Masseur*innen!
(6. Juni 2020)

Information, vor allem rasche und vollständige Information, ist uns wichtig, auf unserer Website ebenso wie hier im Newsletter. Dafür stehen wir.
Denn Information ist die Grundlage für effektives Handeln. Das gilt sowohl für uns als Vertreter*innen in der Innung, als auch für alle beruflich Tätigen.
Es ist deshalb unser Anliegen, Euch (die Leser*innen des Newsletter, die Besucher*innen der Website) über Entwicklungen und Hintergründe zu informieren. Und unmittelbar darüber zu informieren, welche Ziele und Zielsetzungen wir in bestimmten Themenbereichen verfolgen, was wir für unsere Berufsgruppe erreichen wollen. Wofür wir uns einsetzen.

Eure Anregungen und Kommentare, die Information über Eure Anliegen und Sichtweisen benötigen wir dafür. Feedback, Diskussion und (sachliche) Kritik sind uns deshalb sehr willkommen. Im Blog auf der Website freuen wir uns auf Kommentare  … oder einfach ein Mail an eduard.tripp@gmail.com schicken.

Darüber hinaus nutzen wir den Newsletter, um komplexe Themen in ihrem größeren Zusammenhang darzustellen (aktuell der Umgang mit dem Paragraph 19, individuelle Befähigung) und damit – das wäre unser Wunsch – Diskussion und Nachdenken, hoffentlich sogar aktives Handeln anzuregen.

Die bisher schon erschienen Newsletter könnten im Newsletter-Archiv nachgelesen werden:

~ Long time no see … nach langer Zeit wieder der erste Newsletter und mit ihm der Rückblick auf eine einschneidende Zeit

Die spezifischen Anliegen und Themen unserer Berufsgruppe wurden im März von globaleren Themen durch die Ausbreitung des Coronavirus überrollt. Fragen wie die zur Eintragung von freiberuflichen HeilmasseurInnen in das Gesundheitsberuferegister oder zu den Grundlagen der Erteilung von eingeschränkten Gewerbeberechtigungen traten in den Hintergrund gegenüber der Frage, wie wir alle möglichst unbeschadet durch diese Krise kommen. Plötzlich waren wir Teil eines deutlich größeren politischen und wirtschaftlichen „Spiels“, das uns nicht nur in Bereichen unserer Berufsausübung betraf, sondern ganz umfassend wirtschaftlich und persönlich.

Information und Diskussion sind unsere Zielsetzungen, denen wir auch in dieser Frage versuchen gerecht zu werden. Dazu möchte ich an dieser Stelle Michael Fleischhacker („Homeoffice-Newsletter“, Addendum, 28.5.2020) zitieren:

… dass wir noch nie, jedenfalls nicht in meiner Lebenszeit, mit einer politischen Situation konfrontiert waren, die so direkt ins Zentrum des Höchstpersönlichen zielt. Nicht nur, weil die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie auf die Steuerung des persönlichen Verhaltens abzielten, sondern auch und vor allem, weil es sich um eine Politik der Gefühle in kristalliner Form handelt. Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet, schrieb Carl Schmitt am Beginn seiner ‚Politischen Theologie‘. Der Ausnahmezustand der Psyche ist die Angst. Souverän ist also, wer über die Angst gebietet. Und genau das haben wir während der vergangenen zehn Wochen erlebt.
 
[…] Angst vor dem Virus, die hatte ich nie […] Angst vor der Angst. Die hatte ich. Es war eine Angst vor der Gleichförmigkeit und Willfährigkeit, die durch kollektive Ängste herstellbar ist, vor der Blindheit, die durch Angst erzeugt werden kann, vor der Bereitschaft, sich aus Angst vor einer als unmittelbar tödlich phantasierten Bedrohung in ein ebenso phantasiertes Schicksalskollektiv einzuordnen, das jeden ausstößt und zum Feind erklärt, der zu dieser Einordnung nicht bereit oder in der Lage ist.
 
[…]  Fast so sehr wie die verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Anti-Corona-Maßnahmen fürchte ich die Folgen der kollektiven Angststörung, die sich meiner Wahrnehmung nach in diesen zweieinhalb Monaten manifestiert hat.
 
[…] Vermutlich hat jeder Mensch seine eigene Art, mit Angst umzugehen, der eigenen und der kollektiven. Ich glaube, dass es immer hilft, genauer hinzusehen. Das genaue Hinsehen bewahrt einen vielleicht am besten vor dem Abdriften in Ideologien. Die massivsten Weltanschauungen haben ja immer die Menschen, die die Welt besonders wenig anschauen.


Schwierig war es in dieser Zeit, eine offene und damit auch kritische Diskussion zu führen. Zum einen haben Fachwissen und Informationen gefehlt, und selbst die Expert*innen waren sich uneins, haben die Thematik von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Und kein Blickwinkel ist ausschließlich richtig. Laborbefunde etwa lassen sich nicht eins zu eins auf die Komplexität der Lebensrealität übertragen, beispielsweise die Lebensdauer des Virus auf kontaminierten Oberflächen, die sich in der „gelebten Realität“ als nicht so problematisch herausstellte. Zu Beginn der Pandemie hatte man darüber allerdings noch kein gesichertes Wissen (abgesehen davon, dass manches Handeln mehr der Symbolik diente, wie z.B. das medial wirksame Desinfizieren von Straßen, das man auch als „Verbrechen gegen die Umwelt“ sehen könnte).

Selbst wissenschaftliche Magazine veröffentlichten – ohne Peer Review, um möglichst schnell Entscheidungsgrundlagen zu liefern – mitunter falsche Schlüsse. Dazu die uns in vielen Bereichen fehlende Kompetenz, um die mitunter spärlich kommunizierten Informationen zu bewerten.

Es ist mir [Anmerkung: zusätzlich zur gewerblichen Massage auch in einem Gesundheitsberuf arbeitend] sehr gut nachvollziehbar, dass (zumindest einige, vielleicht viele) HeilmasseurInnen sehr verunsichert waren, wie sie mit der Situation umgehen sollen: kein Behandlungsverbot als Gesundheitsberuf, vielmehr die Beschränkung der Behandlungen auf das unbedingt Notwendige, das aber verantwortet werden muss/kann. Was aber ist das unbedingt Notwendige und wer entscheidet das? Und zudem auch die Frage, wer belangt wird, wenn daraus vielleicht eine kleinere oder größere Katastrophe erwächst. Selbst Innungen unterschiedlicher Bundesländer haben unterschiedliche Empfehlungen ausgegeben, oder eben gar keine. Und vom Ministerium gab es keine „erlösende“ Richtlinie. Eigenverantwortung, das Abwägen von Risiko und Nutzen war also gefragt – und wurde unterschiedlich beantwortet.

Zum anderen wurden Auseinandersetzungen oftmals nicht im Sinne eines kollegialen Austausches oder wissenschaftlichen Diskurses (d.h. sachlich) geführt. Nachvollziehbar schwierig, vor allem weil es um bedrohliche Themen ging, für die keine gesicherte Datenlage gab, vielmehr unterschiedliche Vermutungen und manchmal Halbwahrheiten bis hin zu Unwahrheiten und „Verschwörungstheorien“. Auseinandersetzungen  drifteten – bedauerlicherweise – oftmals schnell ins Ideologische ab. Fakten und insbesondere abweichende Befunde und Sichtweisen gerieten sehr schnell, oft ohne Bezugnahme auf den sachlichen Aspekt und Auseinandersetzung mit diesem, in Verruf und ihre Vertreter*innen wurden „exkommuniziert“ oder mit der „Exkommunikation“ bedroht.

Information und Diskussion sind unsere Zielsetzungen, denen wir auch in dieser Frage gerecht zu werden suchen. Aus der Vielzahl von Veröffentlichungen und Themen hatten wir in dieser Zeit einige Berichte und Ansatzpunkte für eigene Recherchen und Überlegungen unter /index.php/info-pool/coronavirus online gestellt – zum Nachlesen als Grundlage und Impulse für die eigene Meinungsbildung.

~ Wirtschaftskammerwahl 2020 

Anfang März fand die Wirtschaftskammerwahl 2020 statt – ein Ereignis, das durch die Coronakrise zumindest vorübergehend in den Hintergrund getreten ist. Die Etablierung der neuen Ausschüsse wurden auf den Herbst („nach Corona“) verschoben, die alten Strukturen gelten – zumindest theoretisch – noch immer.

Allen, die uns gewählt haben, an dieser Stelle nochmals ein ganz herzlicher Dank! Aber generell an alle, die zur Wahl gegangen sind, um die nächste Funktionsperiode der Wirtschaftskammer aktiv mitzugestalten und damit ihre demokratischen Rechte wahrgenommen haben (leider bilden sie mit knapp 25 Prozent die Minderheit der Wahlberechtigten).

Von insgesamt 4303 Wahlberechtigten für die insgesamt 19 Mandate haben sich insgesamt 24,48% an der Wahl beteiligt. D.h. 833 Stimmen wurden abgegeben, 33 davon waren ungültig.

  • Das landesweite gute Abschneiden des Wirtschaftsbundes schlägt sich mit einer absoluten Mehrheit auch in der Wiener Innung der Fußpfleger*innen, Kosmetiker*innnen und Masseur*innen nieder.

Von den insgesamt 800 gültigen Stimmen entfielen

  • 406 Stimmen (11 Mandate) auf Petra Felber, Team Wirtschaftsbund,
  • 203 Stimmen (5 Mandate) auf die Eduard Tripp, Grüne MasseurInnen/Wirtschaft,
  • 105 Stimmen (2 Mandate) auf Heinrich Müller, Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband
  • 62 Stimmen (1 Mandat) auf die Liste L,
  • 13 Stimmen (kein Mandat) auf die Freiheitliche Wirtschaft pro Mittelstand und
  • 11 Stimmen (kein Mandat) auf die Fachliste der gewerblichen Wirtschaft.

Die gesamten Wahlergebnisse sind unter https://www.wko.at/service/w/Verlautbarung_Wahlergebnisse_v01_2020-03-06.pdf nachzulesen.

Was bedeutet dieses Ergebnis?

Mit 11 von 19 Mandaten hat der Wirtschaftsbund mit der absoluten Mehrheit ein Ergebnis erreicht, dass ihn prinzipiell völlig unabhängig von der Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen macht. Das bedeutet, dass die Zukunft davon geprägt ist, welche Ziele die VertreterInnen der Wirtschaftsbund-Fraktion haben, inwieweit sie sich von guten Argumenten beeinflussen lassen und in welchem Maße sie Zusammenarbeit anstreben.

~ Das Dilemma der Corona-Pandemie

Neben den oben angeführten generellen Zielen sind unsere konkreten Ziele und Projekte:

Angst vor dem Virus, Angst vor den Maßnahmen mit ihren psychischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen, Schutz des Gesundheitssystems, Schutz von Hochrisikopersonen… ein Für und Wider von Risiken und Schutzmaßnahmen, von Vorsicht und Unbekümmertheit … emotional zugespitzt war zu hören „Müssen die Alten sterben, damit die Jungen Party machen können?“ oder auch am anderen Ende des Meinungsboden „Müssen die Wirtschaft und die Jungen leiden, nur um die Alten und Kranken zu schützen?“ … Nachvollziehbare Argumente auf beiden Seiten.

In seinem Anfang des Jahres, während der Quarantäne in Italien geschriebenen Buch „In Zeiten der Ansteckung. Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert“ schreibt der promovierte Physiker und Autor Paolo Giordano („Die Einsamkeit der Primzahlen“) darüber, dass die Pandemie uns und unser Leben verändern wird. Sie ermuntert uns, so seine Darlegung, dass wir uns als Teil eines Kollektivs zu begreifen. Dass wir in Zeiten der Ansteckung gleichsam ein einziger Organismus sind.

Gegen den Einwand „Wenn die Sterblichkeitsrate des Virus, wie es scheint, vor allem bei jungen und gesunden Menschen moderat ist, warum sollte dann einer wie ich nicht das Risiko eingehen und sein gewohntes Leben fortsetzen? Ist eine Prise Fatalismus nicht das Recht jedes freien Bürgers?“ setzt P. Giordano „mindestens“ zwei Gründe entgegen:

  • Der erste Grund ist, und dem sind fast alle Staaten gefolgt, numerischer Natur: die Prozentzahl der durch Covid-19 erforderlichen Krankenhauseinweisungen, denn zu viele Einweisungen in zu kurzer Zeit würden das Gesundheitswesen kollabieren lassen.
  • Der zweite Grund ist, wie Giordano ausführt, menschlicher Natur und betrifft die stärker Gefährdeten, die alten Menschen und solche mit schlechter Gesundheit, denn wenn sich Junge und Gesunde für das Virus angreifbar machen, so wirkt sich das automatisch auch auf Menschen in den Risikogruppen aus. Indem man sich selbst schützt, schützt man immer auch andere. Was wir in Zeiten der Ansteckung tun oder lassen, betrifft also niemals nur uns allein.

„In Zeiten der Ansteckung ist fehlende Solidarität vor allem ein Mangel an Vorstellungskraft“, schreibt Giordano, denn „die Gemeinschaft, um die wir uns sorgen müssen, ist nicht die unseres Viertels oder unserer Stadt. Es ist keine Region und auch nicht Italien oder Europa. In Zeiten der Ansteckung ist die Gemeinschaft die Gesamtheit aller menschlichen Lebewesen“.

Nicht alle Menschen sind in gleicher Weise gefährdet und es gibt nicht nur hochgefährdete Menschen auf Grund von Alter oder Vorerkrankungen, vielmehr „Millionen und Millionen von Ultrasuszeptiblen [Anmerkung: höchst empfindliche Menschen gegenüber bestimmten Erkrankungen] aufgrund von sozialen und ökonomischen Ursachen. Auch wenn sie weit entfernt sind, geht uns ihr Schicksal trotzdem von nahem an“. In Zeiten der Pandemie haben wir, so Giordano, eine erweiterte Verantwortung.


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