Akupressur aus evidenzbasierter Sicht (Natural Medicines)

Medizin

Akupressur, so Natural Medicines (https://naturalmedicines.therapeuticresearch.com), eine Website, die es sich zum Ziel gesetzt hat, traditionelle Behandlungssysteme wissenschaftlich (anhand bestehender Forschung) zu bewerten, wird bei Schmerzen, Neuropathie (Erkrankungen des peripheren Nervensystems), Rückenschmerzen, schmerzhaften Wehen, Kiefergelenksdysfunktion, Migräne, Depression, Angst und Schlaflosigkeit eingesetzt. Dazu kommen psychische Erkrankungen wie Schizophrenie und Demenz, Dysmenorrhoe (schmerzhafte Menstruation), chronische Müdigkeit, chemotherapiebedingte Müdigkeit und Übelkeit, schwangerschaftsbedingte Übelkeit, Reizdarmsyndrom, Schwindel, Schlaganfall und Inkontinenz und andere Beschwerden wie auch der Raucherentzug und anderes mehr (die Monographie zu Akupressur wurde zuletzt am 9.7.2015 überprüft und am 25.9.2018 aktualisiert).

Wirkmechanismus

Die Anwendung von Akupressur erfolgt vor allem mit den Händen und den Daumen, aber auch mit Hilfsmitteln, auf bestimmte Teile oder Punkte des Körpers (primär auf den Meridianen liegend). Auch wurden passive „Geräte“ entwickelt, wie Armbänder (z.B. Sea-Band), die Druck auf bestimmte Punkte (wie P 6) ausüben. Das Ziel der Behandlung ist die Stimulation von Punkten, die bestimmten Organen oder auch Emotionen entsprechen. Akupressur kann von einer BehandlerIn oder auch selbst angewendet werden.

Den Hintergrund von Akupressur, so führt die Seite aus, ist die Vorstellung, dass Erkrankungen durch ein Ungleichgewicht oder durch eine Blockade der im Körper zirklulierenden Lebensenergie (Qi) verursacht werden. Akupressur, so die Annahme, stimuliert die Energieversorgung und -zirkulation, und stellt damit das energetische Gleichgewicht wieder her, was zu einer Gesundung führt.

Da die meisten Punkte in der Nähe von nervalen Strukturen lokalisiert sind, vermuten manche Forscher, dass Druck auf Akupressurpunkte die Übertragung von Schmerzsignalen blockieren kann. Andere Forscher wiederum vermuten die der Wirkung zugrunde liegenden Mechanismen in der Freisetzung von Endorphinen und/oder Neurotransmittern, die auf natürliche Weise die Schmerzen reduzieren und die Stimmung beeinflussen.

Sicherheit

Akupressur gilt bei sachgerechter Anwendung, wie mehrere angeführte Studien zeigen, als voraussichtlich sicher („likely safe“, d.h. ohne nachgewiesene Nebenwirkungen) und als wahrscheinlich sicher („possibly safe“, d.h. ohne ernste Nebenwirkungen) in der Anwendung bei Kindern, schwangeren und stillenden Frauen.

Wirksamkeit

Als wahrscheinlich effektiv („possibly effective“) erweist sich Akupressur bei Rückenschmerzen und Dysmenorrhoe sowie postoperativer Übelkeit und Erbrechen. Die höchste wissenschaftliche Evidenz zeigt Akupressur bei postoperativer Übelkeit und Erbrechen:

  • Rückenschmerzen (Vorstudien zeigen z.B. eine deutliche Reduktion der Schmerzen, auch durch zusätzliche Anwendung von ätherischen Ölen);
  • Dysmenorrhoe (Vorstudien zeigen z.B. schmerzhafte Menstruation bei Anwendung innerhalb von 8 Stunden nach Beginn der Menstruation); und
  • postoperative Übelkeit und Erbrechen (eine Analyse von 20 Studien zeigt die Wirksamkeit bei Erwachsenen und auch eine Analyse von 3 Studien bei Kindern deutet auf diese Wirksamkeit hin; im Bereich von „passiver Akupressur“, der Verwendung von Armbändern und Magnetpflastern am Punkt P 6, gibt es widersprüchliche Ergebnisse von Vorstudien, die einerseits die Wirksamkeit stützen und andere, die diese Wirksamkeit widerlegen).

Wahrscheinlich ineffektiv („possibly ineffective“) hingegen zeigt sich Akupressur bei:

  • Übelkeit und Erbrechen infolge von Spinalanästhesie, einer Form der örtlichen Anästhesie, bei der ausgewählte Segmente des Rückenmarks anästhesiert (betäubt) werden und damit Schmerzfreiheit erreicht wird (Einsatz von Sea-Bands).

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