Massage in der Physiotherapieausbildung

Ausbildung an der Fachhochschule

Zirka 4.500 Stunden (180 ETCS-Punkte1ECTS-Punkte, ausgehend von der englischen Bezeichnung „European Credit Transfer and Accumulation System“, sind, vereinfacht gesagt, Zahlenwerte, die den für ein Studium, eine Ausbildung erforderlichen Arbeitsaufwand ausdrücken. 1 ECTS-Punkt entspricht dabei 25 bis 30 Arbeitsstunden. Im Vollzeitstudium wird davon ausgegangen, dass 30 ECTS-Punkte pro Semester gesammelt werden, was einem Aufwand von 750 bis 900 Stunden entspricht.) sind für das Bacchelor-Studium Physiotherapie erforderlich, ca. 750 Arbeitsstunden für jedes der sechs Semester. Dazu kommen studienbegleitend nochmals 1.200 Praktikumsstunden (an der FH Salzburg, die für diese Recherche stellvertretend herangezogen wurde2https://www.fh-salzburg.ac.at/disziplinen/gesundheitswissenschaften/bachelor-physiotherapie/beschreibung. Zugriff: 13.3.2019., vorwiegend an den Salzburger Landeskliniken).

Bezüglich Massage findet sich im Curriculum der FH Salzburg3https://www.fh-salzburg.ac.at/disziplinen/gesundheitswissenschaften/bachelor-physiotherapie/studienaufbau/curriculum. Zugriff: 13.3.2019. die Lehrveranstaltung „Massagemethoden“ die mit 2 ECTS-Punkten, d.h. ca. 50 Stunden angegeben wird. Veranstaltungsinhalte sind „Massagebefund und Dokumentation; klassische Massage“.

Der Kompetenzerwerb aus dem übergeordneten Modul „Basis-Behandlungstechniken“ wird wie folgt beschrieben: „Die Studierenden kennen die berufsrelevanten Hygienemaßnahmen; Sie können im Rahmen ihrer physiotherapeutischen Tätigkeit die entsprechenden Maßnahmen zur Verhütung von Infektionen gezielt und situationsadäquat auswählen. Die Studierenden können einen Massagebefund erheben und in diesen in den Physiotherapeutischen Prozess integrieren. Sie können die Beschaffenheit von Haut, Bindegewebe und Muskulatur differenziert palpatorisch erfassen. Sie können die Beschaffenheit einer Struktur beurteilen und Abweichungen von der Norm erkennen. Sie können eine klassische Massage durchführen. Sie wissen über die physiologische Haut- und Gewebereaktion Bescheid und können abnorme Reaktionen erkennen und die physiotherapeutischen Maßnahmen entsprechend anpassen. Sie können den Therapieverlauf darstellen und einen Abschlussbefund erstellen. Sie kennen die Wirkungsweisen und die Anwendungsbereiche von thermo-, hydro- und balneotherapeutischen Maßnahmen. Sie können diese physikalischen Maßnahmen indikationsgerecht anwenden. Sie kennen Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen bei der Auswahl und Durchführung physikalischer Maßnahmen.“

Weitere Lehrveranstaltungen mit Bezug zu Massage finden sich im Curriculum nicht. Von den Massagetechniken wird nur die klassische Massage angeführt. Lymphdrainage sucht man vergeblich, auch per Online-Suche auf der Seite.4Zugriff: 13.3.2019.

Ein ähnliches Bild zeigt die Ausbildung an der FH Campus Wien.5https://www.fh-campuswien.ac.at/departments/gesundheitswissenschaften/studiengaenge/detail/physiotherapie.html. Zugriff: 13.3.2019. Hier wird im ersten Jahr im Umfang von 2 ETCS-Punkten (ca. 50 Stunden) „Klassische Massage“ angeboten.

Lehrinhalte sind „Befunderhebung in der Klassischen Massage als Bestandteil des Physiotherapeutischen Prozesses; Anwendungsbereiche und pathophysiologische Indikationen; Kontraindikationen/Voraussetzungen der Klassischen Massage; Grundtechniken der Klassischen Massage in Theorie und Praxis am ganzen Körper; Positionierung der Massage im Berufsfeld der Physiotherapie sowie im öffentlichen Gesundheitswesen; Prinzipien der Behandlungsplanung am Beispiel verschiedener Krankheitsbilder und funktioneller Probleme; Abgrenzung zu anderen Massagetechniken; Anwendung von Grundlagen der Wahrnehmung im Bereich der Massage“.

Und auch hier das gleiche Bild in Bezug auf Massage: keine weitere Lehrveranstaltung, die auf dieses Themengebiet Bezug nimmt. Kein Lehrfach Lymphdrainage und kein Ergebnis der Online-Suche.

Die frühere Diplom-Ausbildung  

Anders ist die Situation bei der Ausbildung an der UMIT, der „Health & Life Sciences University, die bis Herbst 2018 eine Ausbildung zur PhysiotherapeutIn mit Diplomabschluss gemäß MTD-Gesetz angeboten hat.6https://www.umit.at/page.cfm?vpath=studien/bachelor/physiotherapie. Zugriff: 14.3.2019.

Die Gleichstellung dieser Ausbildung mit Diplomabschluss mit einer Ausbildung an einer FH mit Bachelorabschluss (180 ECTS-Punkte) bestätigte das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und  Wirtschaft in einem Schreiben vom 26. April 2017.7https://www.umit.at/data.cfm?vpath=psychologie–med-wissenschaften/eurak10/20170511_bwfw. Zugriff: 14.3.2019. Mit der Novelle des MTD-Gesetzes (BGBl. I Nr. 185/2013 § 34b) allerdings dürfen PhysiotherapeutInnen in Österreich künftig nur noch an Fachhochschulen ausgebildet werden, weshalb UMIT im Herbst 2018 seine letzte Ausbildungsgruppe startete.

Das Curriculum von UMIT8https://www.umit.at/data.cfm?vpath=ma-wartbare-inhalte/ma-downloadfiles/curriculum-physio&download=yes. Zugriff: 14.3.2019. weist 75 Stunden Heilmassage, 82 Stunden Lymphdrainage Grundkurs, 82 Stunden Lymphdrainage Therapiekurs und 55 Stunden Bindegewebs- und Reflexzonentherapie, insgesamt also 294 Stunden Massagetechniken.

Fazit 

Waren zu Zeiten des Diplomabschlusses noch deutlich mehr Massageausbildungsstunden integriert, wie UMIT mit beispielhaft 294 Stunden belegt, gibt es mit der Akademisierung der Ausbildung plötzlich nur noch etwa 50 Stunden. Und nur mehr Klassische Massage ist in den Curricula verblieben.  Lymphdrainage, Bindegewebsmassage und Reflexzonentherapie finden sich hier nicht mehr.

Anmerkungen/Fußnoten